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Ein Garten. Pfade, die sich verzweigen

für Bratsche und sieben Instrumente

Einführungstext

Das ziellose Flanieren ist eine der schönsten Leidenschaften: loszugehen ohne zu wissen, wohin man gelangen wird, ist aber gleichzeitig auch eine permanente Herausforderung, da sich die Richtung jederzeit ändern kann. Die Möglichkeit des Sich-Verlaufens gehört ebensosehr zum Flanieren wie die Möglichkeit, unverhofft an Stellen zu stoßen, die man bereits kennt oder kennen müsste, aber wieder vergessen hat oder gar nicht kennen kann, aber zu kennen glaubt usw. Innerhalb eines abgegrenzten Gartens zu flanieren und sich intuitiv für den einen oder anderen Weg zu entscheiden wird dazu führen, dass man immer wieder an den Zaun des Gartens, seine Abgrenzung zur Außenwelt, stoßen wird. Innerhalb der Umzäunung aber ist man in gewisser Weise sicher, die einzelnen Stationen eines Gartens (der Teich, die große Eiche, der Verlauf des Baches) sind durch künstlich angelegte Pfade verbunden. Für gewöhnlich ist es in Gärten untersagt, diese Wege zu verlassen, wie wenn wenige Schritte abseits die Wildnis beginnen würde. In meinem Stück habe ich versucht, mich vom ziellosen Umherschweifen in einem Garten anregen zu lassen, um eine Musik zu schreiben, die immer weitergeht (auch wenn sie mehrmals an den Zaun stößt). Jede der Stationen in meinem Stück wird einige Male passiert, allerdings jedesmal wie von einer anderen Seite her kommend. Drei Vorstellungen haben die Komposition des Stückes besonders geprägt: Die vielfältigen Verzweigungen der Wege, die genützten und ungenützten Möglichkeiten, die Richtung zu wechseln sowie die Idee einer stilisierten Natur, wie sie sich in einem planvoll angelegten Garten verwirklicht.

Kritiken

Michaela Preiner 2011 für European Cultural News

Doris Weberberger in ÖMZ 1/2010

… Gerald Resch schloss 2000 sein Studium bei Jarrell ab und komponierte dafür Ein Garten. Pfade, die sich verzweigen – eine Arbeit, mit der er in die Zukunft seines künftigen kompositorischen Weges weisen wollte und damit nicht zu viel versprach. Zu diesem Werk inspiriert hatte ihn damals das Umherschweifen in einem alten französischen Garten. Solch außermusikalische Bezugspunkte sind bezeichnend für das Schaffen Reschs, wobei er großen Wert darauf legt, den ZuhörerInnen Anhaltspunkte, jedoch keine bestimmenden Bilder vorzugeben, um so jede/n eigene Assoziationen finden zu lassen. Gewidmet ist das Werk der Bratschistin Petra Ackermann, die es übrigens wegen terminlicher Verhinderung bei Ur- und Folgeaufführungen an diesem Abend tatsächlich erstmalig selbst spielte. Man folgte ihr gerne dabei, wie sie musikalisch auf unterschiedlichen Wegen die gleichen Plätze von verschiedenen Seiten erkundete oder auf noch unbeschrittenen Pfaden unerwartetes Neuland entdeckte. Ein stets aufrecht erhaltener Spannungsbogen und überraschende Wendungen lassen das Werk dabei zu einem spannenden Geflecht werden. Lyrische Teile, in welchen sich die Bratsche nach und nach mit den unterschiedlichen Instrumenten mischt und so differenzierte Klangfarben entstehen lässt, werden von plötzlich aufkommenden rascheren Passagen abgelöst. Doch wie in der Natur geschieht nichts grundlos, jede Bewegung scheint einen Auslöser zu haben, wodurch das Geschehen trotz seiner überraschenden Momente stets einer inneren Logik zu folgen scheint und sich so die unterschiedlichen Teile zu einem vielfältigen und doch gleichzeitig stimmigen Ganzen fügen. Interessant ist dieses Werk nicht nur für sich genommen, sondern auch in Bezug auf jüngere Arbeiten wie Knoten oder Schlieren, in denen er diesen fruchtbaren Weg in noch prägnanterer Weise fortsetzt.

Alle Aufführungen von Ein Garten. Pfade, die sich verzweigen

  • 04.11.2011 Linz
  • 01.11.2011 Wien
  • 04.04.2011 Wien
  • 09.11.2009 Wien
  • 16.03.2002 Konzerthaus Wien, Tiroler Ensemble für Neue Musik
  • 14.09.2000 Kunstuniversität Graz, Impuls-Ensemble, Johannes Kalitzke (Dir)
  • 19.05.2000 MDW Wien, Gerswind Olthoff (Va), Ensemble der MdW, Marino Formenti (Dir)