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Schleifen

für Sopran und fünf Instrumente nach einem Text von Heiner Müller

Heiner Müller Der Glücklose Engel (1958)

DER GLÜCKLOSE ENGEL. Hinter ihm schwemmt Vergangenheit an, schüttet Geröll auf Flügel und Schultern, mit Lärm wie von begrabenen Trommeln, während vor ihm sich die Zukunft staut, seine Augen eindrückt, die Augäpfel sprengt wie ein Stern, das Wort umdreht zum tönenden Knebel, ihn würgt mit seinem Atem. Eine Zeit lang sieht man noch sein Flügelschlagen, hört in das Rauschen die Steinschläge vor über hinter ihm niedergehn, lauter je heftiger die vergebliche Bewegung, vereinzelt, wenn sie langsamer wird. Dann schließt sich über ihm der Augenblick: auf dem schnell verschütteten Stehplatz kommt der glücklose Engel zur Ruhe, wartend auf Geschichte in der Versteinerung von Flug Blick Atem. Bis das erneute Rauschen mächtiger Flügelschläge sich in Wellen durch den Stein fortpflanzt und seinen Flug anzeigt.

Einführungstext

An dem Text “Der Glücklose Engel” von Heiner Müller hat mich der vorwärtstreibende Rhythmus und die Unmittelbarkeit der plastischen Sprache besonders fasziniert. Ich wollte diese musikalischen Qualitäten des Textes zum Ausgangspunkt für meine Komposition wählen. Wie eine Schleife ist der Text in sich geschlossen, indem er an einem ähnlichen Punkt endet, an dem er begann. Daher sind die vielfältigen Möglichkeiten der musikalischen Ausgestaltung von Schleifen ein weiteres wesentliches Merkmal der Komposition. 

Alle Aufführungen von Schleifen

  • 04.05.2009 Wien
  • 21.11.2006 Landesmuseum Oberösterreich Linz, N. Yorbanov, M. Boneva, K. Kirilova, I. Bonev
  • 29.06.2006
  • 02.03.2006 ORF-Landesstudio Linz, Judith Lehner (S), Ensemble Spektren, Till Alexander Körber (Dir)
  • 20.12.2005 Wien, Judith Lehner (S), Ensemble Reconsil, Roland Freisitzer (Dir)
  • 24.06.2004 Stadtinitiative Wien, Judith Lehner (S), Ensemble Reconsil, Roland Freisitzer (Dir)